Franz Kafka - Zitate
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Franz Kafka (1883-1924)
österreichisch-tschechischer Schriftsteller
Überprüft
- "Der Freund ist die Verbindung zwischen Vater und Sohn, er ist ihre größte Gemeinsamkeit." - Tagebücher, 1913
- "Der Gedanke, einmal in seiner Größe gefasst, kann nicht mehr verschwinden. Solange es Menschen gibt, wird auch der starke Wunsch da sein, den Turm zu Ende zu bauen." - "Stadtwappen", 1920
- "Die Demut gibt jedem, auch dem einsam Verzweifelnden, das stärkste Verhältnis zum Mitmenschen, und zwar sofort, allerdings nur bei völliger und dauernder Demut." - "Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg"
- "Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." - Briefe, 27. Januar 1904
- "Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch, zu sterben. Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar. Man schämt sich nicht mehr, sterben zu wollen; man bittet aus der alten Zelle, die man hasst, in eine neue gebracht zu werden, die man erst hassen lernen wird. Ein Rest von Glauben wirkt dabei mit, während des Transportes werde zufällig der Herr durch den Gang kommen, den Gefangenen ansehn und sagen: »Diesen sollt Ihr nicht wieder einsperren. Er kommt zu mir.«"
- "Es gibt Möglichkeiten für mich, gewiss, aber unter welchem Stein liegen sie?" - Tagebücher, 1914
- "Goethe hält durch die Macht seiner Werke die Entwicklung der deutschen Sprache wahrscheinlich zurück." - Tagebücher, 1911
- "Ich bin unpünktlich, weil ich die Schmerzen des Wartens nicht fühle. Ich warte wie ein Rind." - Tagebücher, 1911
- "Ich bin zu der Meinung gekommen, dass die Tuberkulose, so wie ich sie sehe, keine besondere Krankheit, keine eines besonderen Namens werte Krankheit ist, sondern nur eine [...] Verstärkung des allgemeinen Todestriebes" - Im Oktober 1917 über die Krankheit, an der er 1924 sterben sollte (BR 177)
- "Ich glaube, man sollte überhaupt nur noch solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen." - Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904
- "Im Kampf zwischen dir und der Welt sekundiere der Welt." - Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg, 1917-19
- "Manchmal scheint es mir, Gehirn und Lunge hätten sich ohne mein Wissen verständigt. ‘So geht es nicht weiter’ hat das Gehirn gesagt und nach fünf Jahren hat sich die Lunge bereit erklärt, zu helfen" - Brief an Brod (BR 161), 1917
- "Merkwürdiger, geheimnisvoller, vielleicht gefährlicher, vielleicht erlösender Trost des Schreibens: das Hinausspringen aus der Totschlägerreihe Tat - Beobachtung, Tat - Beobachtung, indem eine höhere Art der Beobachtung geschaffen wird, eine höhere, keine schärfere, und je höher sie ist, je unerreichbarer von der »Reihe« aus, desto unabhängiger wird sie, desto mehr eigenen Gesetzen der Bewegung folgend, desto unberechenbarer, freudiger, steigender ihr Weg." - Tagebuch, 27. Januar 1922
- "Prag lässt nicht los… Dieses Mütterchen hat Krallen." - an Oskar Pollak, 1902
- "Von einem gewissen Punkt an gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen." - Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg, 1917-19
- "Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins." - Tagebücher, 1913
- "Wie kann denn überhaubt jemand schuldig sein? Wir sind Gottes Geschöpfe. Wenn wir schuldig sind, was ist er dann?" - Der Process
- "Wie könnten Narren müde werden!" - Kinder auf der Landstraße, 1913
Zugeschrieben
- "Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt."
- "Auch ist das vielleicht nicht eigentlich Liebe, wenn ich sage, dass Du mir das Liebste bist; Liebe ist, dass Du mir das Messer bist, mit dem ich in mir wühle."
- "Dichtung ist immer nur eine Expedition nach der Wahrheit."
- "Die Fesseln der gequälten Menschheit sind aus Kanzleipapier."
- "Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße."
- "Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg. Das, was wir Weg nennen, ist Zögern."
- "Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man."
- "Menschen werden schlecht und schuldig, weil sie reden und handeln, ohne die Folgen ihrer Worte und Taten vorauszusehen."
- "Nichtstun ist eine der größten und verhältnismäßig leicht zu beseitigenden Dummheiten."
- "Prüfe dich an der Menschheit. Den Zweifelnden macht sie zweifeln, den Glaubenden glauben."
- "Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis, vielleicht ist keins da."
- "Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
- "Wenn du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt du von den Schmerzen, die in mir sind. Und wenn ich mich vor dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest du von mir mehr als von der Hölle, wenn dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich stehen wie vor dem Eingang zur Hölle."
- "Wie kann man nur auf den Gedanken kommen, dass Menschen durch Briefe miteinander verkehren können! Man kann an einen fernen Menschen denken, und man kann einen nahen Menschen fassen, alles andere geht über Menschenkraft."
- "Wirklich schwer und unlösbar sind nur die Probleme, die man nicht formulieren kann, weil sie die Problematik des ganzen Lebens zum Inhalt haben."
- "Richtiges Auffassen einer Sache und Missverstehen der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus."
- "Die Schrift ist unveränderlich, und die Meinungen sind oft nur ein Ausdruck der Verzweiflung darüber."
- "Das Glück begreifen, daß der Boden, auf dem Du stehst, nicht größer sein kann, als die zwei Füße ihn bedecken."
Zitate mit Bezug auf Franz Kafka
- »Kafkas Werk ist ein prophetisches. Die überaus präzisen Seltsamkeiten, von denen das Leben, mit dem es zu tun hat, so voll ist, sind für den Leser nur als kleine Zeichen, Anzeichen und Symptome von Verschiebungen zu verstehen, die der Dichter in allen Verhältnissen sich anbahnen fühlt, ohne den neuen Ordnungen sich selber einordnen zu können. So bleibt ihm nichts als mit einem Staunen, in das sich freilich panisches Entsetzen mischt, auf die fast unverständlichen Entstellungen des Daseins zu antworten, die das Heraufkommen dieser Gesetze verraten. Kafka ist davon so erfüllt, dass überhaupt kein Vorgang denkbar ist, der unter seiner Beschreibung – d.h. hier aber nichts anderes als Untersuchung – sich nicht entstellt. Mit anderen Worten, alles, was er beschreibt, macht Aussagen über etwas anderes als sich selbst.« Walter Benjamin. Aus: »Franz Kafka. Beim Bau der Chinesischen Mauer.« Vortrag im Frankfurter Rundfunk vom 3. Juli 1931
- »Hätte sich der Schöpfer anders besonnen, und wäre Kafka in Asien geboren: Millionen klammerten sich an seine Worte und grübelten über sie, ihr Leben lang.« Kurt Tucholsky
- "Ein Mensch, der als Kind so einsam wie Franz Kafka war, kann sich nicht als Erwachsener einen Freund oder eine Frau suchen, die ihn verstehen würden, sondern sucht oft zunächst die Wiederholung der Kindheit. An der Art der Beziehung Kafkas zu Felice und ihrer zu ihm können wir ablesen, worin Kafkas Not mit seiner Mutter bestand. Julie Kafka hatte für ihren Sohn nicht nur keine Zeit, sondern auch keine Antennen, und wenn sie sich um sein Wohl kümmerte, tat sie es mit einer solchen Taktlosigkeit, dass sie ihn tief verletzte, ohne dass sie es wollte und ohne dass er das artikulieren konnte, weil ein Kind einer unsicheren Mutter seine eigenen Verletzungen nicht einmal merken darf. Das gleiche spielt sich mit Felice ab. Die nüchterne Verlobte kann sehr vieles verstehen, aber nicht die Welt eines Franz Kafka. Dass er gerade bei ihr das Verständnis sucht und zunächst lange seine Enttäuschung nicht merkt, ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass dieser Mann eine Mutter hatte und liebte, die zu seiner Welt keinen Zugang hatte." - Alice Miller, Du sollst nicht merken