Alice Miller - Zitate

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Alice Miller (*1923)

Schweizer Psychoanalytikerin und Autorin

Überprüft

  • "Beide [beschriebenen Personen] werden vielleicht nie oder nur mit größter Mühe merken dürfen, dass das Prinzip der Psychoanalyse nach wie vor unverändert ist: »Was auch immer dir von den Eltern zugefügt wurde, du warst daran schuld; wir sind verpflichtet, dir deine Schuld aufzuzeigen.«" - Abbruch der Schweigemauer
  • "Damit die Taten der Eltern nicht aufgedeckt werden, darf der Patient nicht herausfinden, wie es zu seinen selbstzerstörerischen Verhaltensmustern gekommen ist, warum er zum Beispiel süchtig ist, Unfälle verursacht oder sich überflüssigen medizinischen Operationen unterziehen muss. Doch ohne die Konfrontation mit der Kindheit wird er diese Muster nie auflösen können." - Abbruch der Schweigemauer
  • "Das Bewußtsein der Öffentlichkeit indessen ist noch weit von der Erkenntnis entfernt, daß das, was dem Kind in den ersten Lebensjahren angetan wird, unweigerlich auf die ganze Gesellschaft zurückschlägt, daß Psychosen, Drogensucht, Kriminalität ein verschlüsselter Ausdruck der frühesten Erfahrungen sind. Diese Erkenntnis wird meistens bestritten oder nur intellektuell zugelassen, während die Praxis (die politische, juristische oder psychiatrische) noch stark von mittelalterlichen, an Projektionen des Bösen reichen Vorstellungen beherrscht bleibt, weil der Intellekt die emotionalen Bereich nicht erreicht." - Am Anfang war Erziehung
  • "Das Fehlen oder die Gegenwart eines helfenden Zeugen in der Kindheit entscheidet darüber, ob ein mißhandeltes Kind zum Despoten wird oder zum Künstler, der über Leiden berichten kann." - Der gemiedene Schlüssel
  • "Das, was wir selbst durchschauen, macht uns nicht krank, es kann in uns Empörung, Zorn, Trauer oder Ohnmachtsgefühle wecken. Was uns krank macht, ist das Undurchschaubare, die Zwänge der Gesellschaft, die wir durch die Mutteraugen in uns aufgenommen haben und die wir durch keine Lektüre oder Bildung loswerden können." - Das Drama des begabten Kindes
  • "Der unbewusste Zwang, verdrängte Verletzungen zu rächen, ist stärker als jede Vernunft." - Abbruch der Schweigemauer
  • "Die größte Grausamkeit, die man den Kindern zufügt, besteht wohl darin, dass sie ihren Zorn und Schmerz nicht artikulieren dürfen, ohne Gefahr zu laufen, die Liebe und Zuwendung der Eltern zu verlieren." - Am Anfang war Erziehung
  • "Die lebensrettende Funktion der Verdrängung in der Kindheit verwandelt sich später beim Erwachsenen in eine lebenszerstörende Macht." - Das verbannte Wissen
  • "Die meisten dieser Frauen waren verheiratet, Mütter von mehreren Kindern, viele von ihnen hatte "Therapien" hinter sich, aber weder mit dem Ehemann noch mit dem Therapeuten wagten sie über das Trauma ihrer Kindheit zu sprechen. Das, was ihr ganzes Leben prägte, sie in der Phantasie weiter bedrohte, vergiftete, mußte so lange und so gründlich verschwiegen werden, weil sie in ihrer ganzen Umgebung offenbar keinen wissenden Zeugen fanden, der ihnen zumindest eine teilweise Befreiung von diesem isolierenden Geheimnis ermöglicht hätte." - Abbruch der Schweigemauer
  • "Die Zeugen Jehovas beispielsweise befürworten die Züchtigung von Kindern und reden beständig vom drohenden Weltuntergang. Sie ahnen wohl nicht einmal, dass sie alle das geschlagene Kind in sich tragen, das den Weltuntergang tatsächlich schon erlebte, als es von seinen liebenden Eltern misshandelt wurde." - Evas Erwachen
  • "Ein Kind zu schlagen, zu demütigen oder sexuell zu mißhandeln ist ein Verbrechen, weil es einen Menschen lebenslänglich schädigt. Es ist wichtig, daß dies auch Drittpersonen wissen, weil die Aufgeklärtheit und der Mut der Zeugen eine entscheidende lebensrettende Bedeutung für ein Kind haben Können." - Das verbannte Wissen
  • "Ein Mensch, der als Kind so einsam wie Franz Kafka war, kann sich nicht als Erwachsener einen Freund oder eine Frau suchen, die ihn verstehen würden, sondern sucht oft zunächst die Wiederholung der Kindheit. An der Art der Beziehung Kafkas zu Felice und ihrer zu ihm können wir ablesen, worin Kafkas Not mit seiner Mutter bestand. Julie Kafka hatte für ihren Sohn nicht nur keine Zeit, sondern auch keine Antennen, und wenn sie sich um sein Wohl kümmerte, tat sie es mit einer solchen Taktlosigkeit, dass sie ihn tief verletzte, ohne dass sie es wollte und ohne dass er das artikulieren konnte, weil ein Kind einer unsicheren Mutter seine eigenen Verletzungen nicht einmal merken darf. Das gleiche spielt sich mit Felice ab. Die nüchterne Verlobte kann sehr vieles verstehen, aber nicht die Welt eines Franz Kafka. Dass er gerade bei ihr das Verständnis sucht und zunächst lange seine Enttäuschung nicht merkt, ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass dieser Mann eine Mutter hatte und liebte, die zu seiner Welt keinen Zugang hatte." - Du sollst nicht merken
  • "Ein Mensch, der seinen Zorn als Teil von sich selbst verstehen und integrieren kann, wird nicht gewalttätig. Er hat erst das Bedürfnis, den anderen zu schlagen, wenn er seine Wut eben nicht begreifen kann, wenn er mit diesem Gefühl als kleines Kind nicht vertraut werden durfte, es nie als Stück von sich selbst erleben konnte, weil dies in seiner Umgebung völlig undenkbar war." - Am Anfang war Erziehung
  • "Es ist nicht entscheidend, ob man den Kontakt mit den Eltern ganz abbrechen muß oder nicht. Der Ablösungsprozeß, der Weg vom Kind zum Erwachsenen, vollzieht sich ja im Inneren des Menschen. Manchmal ist der Abbruch jeglicher Kontakte das einzig Mögliche, um den eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden." - Die Revolte des Körpers
  • "Hitler kam, wie jedes Kind, unschuldig zur Welt, wurde von seinen Eltern, wie viele andere Kinder damals, destruktiv erzogen, und später hat er sich selbst zum Monster gemacht. Er war Überlebender einer Vernichtungsmaschinerie, die im Deutschland der Jahrhundertwende »Erziehung« genannt wurde und die ich als das verborgene KZ der Kindheit bezeichne, das nie erkannt werden darf." - Abbruch der Schweigemauer
  • "Kinder fangen an, Häuser auszurauben, Güter zu zerstören und Ge- fühle anderer und deren Rechte zu ignorieren. Sie wissen nicht, daß man einst das gleiche mit ihnen getan hat: ihre Seele ausgeraubt, ihre Gefühle zerstört, ihre Rechte missachtet und sich an ihnen, den unschuldigen Opfern, für die einst erlittenen Demütigungen schadlos gehalten hatte." - Der gemiedene Schlüssel
  • "Leider werden junge Leute ständig dabei entmutigt, ehrlich zu sein, und mit dem bedroht, was wir Moral nennen. Zuerst durch die Familien, dann die Religionen und schließlich auch durch die Psychiatrie." - Abbruch der Schweigemauer
  • "Man kann die eigene Situation erst wirklich klären und die Ängste auflösen, wenn man sie fühlen kann, nicht aber in Diskussionen darüber. Erst dann hebt sich der Schleier, und man realisiert, was man wirklich braucht: keine Bevormunder, keine Deuter, keine Verwirrer; man braucht den Raum zum eigenen Wachstum und die Begleitung eines wissenden Zeugen - auf der langen Reise, die man angetreten hat." - Das verbannte Wissen
  • "Nur wenige Menschen sind fähig, konkret und real zu denken. Den anderen bleibt dann nur der Glaube. Sie warten darauf, dass ein Stärkerer die Er-Lösung bringt." - Abbruch der Schweigemauer
  • "Sämtliche Ratschläge zur Erziehung der Kinder verraten mehr oder weniger deutlich zahlreiche, sehr verschieden geartete Bedürfnisse des Erwachsenen, deren Befriedigung dem lebendigen Wachstum des Kindes nicht nur nicht förderlich ist, sondern es geradezu verhindert. Das gilt auch für die Fälle, in denen der Erwachsene ehrlich davon überzeugt ist, im Interesse des Kindes zu handeln." - Am Anfang war Erziehung
  • "Und wir geraten immer deutlicher in einen seltsamen Teufelskreis: je mehr und je redlicher sich die Psychoanalytiker bemühen, den Begriff »Narzissmus« zu vertiefen, zu erhellen und zu differenzieren, um ihn in ihrer Wissenschaft verwenden zu können, um so anziehender wird er - auch für die Alltagssprache -, wodurch er ein hohes Maß an Vieldeutigkeit gewonnen hat, dass er für eine präzise psychoanalytische Begriffsbildung kaum mehr zu gebrauchen ist." - Das Drama des begabten Kindes
  • "Wir müssen erkennen, daß wir den Eltern, die uns mißhandelt haben, keine Dankbarkeit schulden und schon gar keine Opfer. Diese brachten wir ja nur den Phantomen, den idealisierten Eltern, die ja gar nicht existierten. Weshalb fahren wir fort, uns für Phantome zu opfern?" - Die Revolte des Körpers
  • "Wohin sollen sich die jungen Menschen mit ihren verdrängten, aber im Unbewußten ungeheuer aktiven Gefühlen wenden, wenn doch die ganze Gesellschaft deren Ursprung und Berechtigung in der Kindheit leugnet? In Friedenszeiten bietet wohl die Erziehung der eigenen Kinder den meisten Menschen einen legalen Weg zum Abreagieren der aufgestauten Wut. Solange dieser Weg den kinderlosen Jugendlichen noch verwehrt bleibt, suche sie einen anderen. Suizid, Sucht, kriminelles Verhalten, Terroraktionen, Beteiligung an organisierter sexueller Ausbeutung - all das kann ehemals mißhandelten Kindern einen Ausweg aus ihrer Not, aus der emotionalen Falle bieten, oder aber der Betreffende findet ihn in der Kreativität." - Der gemiedene Schlüssel
  • "Wir lernen als Kinder, natürliche Gefühle zu unterdrücken und zu verneinen. Wir lernen zu meinen, dass Demütigungen und Schläge zu unserem Besten verabreicht werden und uns keine Schmerzen bereiten. Mit dieser falschen Information ist unser Gehirn ausgestattet, wenn wir unsere Kinder mit den gleichen Mitteln erziehen und ihnen einreden, dass gut für sie sei, was angeblich gut für uns war." - Evas Erwachen

Zugeschrieben

  • "Die Fragen eines Kindes sind schwerer zu beantworten als die Fragen eines Wissenschaftlers."
  • "Eines wissen alle Eltern auf der Welt: wie die Kinder anderer Leute erzogen werden sollten."
  • "Wenn der Pfarrer von Liebe predigt, lernen die Leute nicht zu lieben, sondern zu predigen."