Eckhard Henscheid - Zitate

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Eckhard Henscheid (*1941)

deutscher Schriftsteller

Überprüft

  • "Bei Psychoanalytikern las ich, der Gottesglaube, die Gottesliebe sprieße dann wieder empor, wenn alle anderen Lustquellen bereits angezapft und erschöpft seien. Ich möchte dem die Komplementärthese nachschicken: Wenn alle geläufigen Unsinns- und Unfungsressourcen ausgenuckelt sind, dann kommt auch Gott wieder zu seinem angestammt strahlenden Recht." - Die Mätresse des Bischofs
  • "Der vielleicht einzige deutsche Dichter, der zu nichts als Zuneigung, zu nichts als Liebe einlädt, sie erzwingt, gar keine andere Regung zulässt. Da war er streng, der Lubowitzer Freiherr." - über Joseph von Eichendorff in "Über manches. Ein Lesebuch", Zürich 1996, S. 55
  • "Die angenehm knarzende – väterliche, opaeske, onkelische Stimme bzw. Vortragsweise segnet die Aufklärung mit etwas durchaus Gemüthaft-Gemütlichem. Ungefähr so stelle ich mir gern die Aufklärung im 18. Jahrhundert Kants und Linnés vor. Und trotz aller Revisionen des alten Tierbuchs von Alfred Brehm durch das Grzimeksche dürfte sich im Verstand und im Gestus von Wissenschaft nicht gar zu viel gewandelt haben." - über Bernhard Grzimek in "TV-Zombies", Zürich 1987, S. 119
  • "Einen »sanften Unmenschen« titulierte Arno Schmidt einst den Verfasser. Ich aber stecke euch: Er war einfach ein Knallkopf." - über Adalbert Stifter in "Sudelblätter", Zürich 1987, S. 293
  • "Hübsch allerdings auch wiederum, daß ein berühmter Erzählerwettbewerb ausgerechnet nach der benannt wurde, die am wenigsten erzählen konnte; und letztlich auch nichts zu erzählen hatte." - über Ingeborg Bachmann in "Sudelblätter", Zürich 1987, S. 328
  • "In Woody Allens Manhattan geht es um eine Liste der überschätztesten Kreativen aller Zeiten - und kein Schwanz von einem Kritiker hat etwas gemerkt. Dabei gehörte dieser Zaunpfahl sogar zu den vergleichsweise humoristischen Winken jenes schwer Erträglichen." - über Woody Allen, den er zu den "Überschätztesten der letzten vierzig Jahre" zählt, in «Sudelblätter«, Zürich 1987, S. 348
  • "Indessen, ich möchte mich hier nicht dem landläufigen und apodiktischen Spott über Kirche und Klerisei hingeben. Ich meine, jeder Dummkopf redet heute klug daher, daß innerhalb der Heiligen Mutter der Ofen längst aus sei, daß der Saftladen nur noch ad infinitum unter'm Signum barbarischer Volksverdüsterung vor sich hin verwese. Ich halte das- für vorschnell geurteilt. Es komme man mir auch nicht mit dem Max Horkheimer'schen Theorem, dass absterbende Kulturen noch einmal wie wild um sich schlügen - und hier eben buchstäblich Bischöfe -, bevor sie entdgültig verschimmelten." - Die Mätresse des Bischofs
  • "Warum merken die Leute nichts? Wo den Mann doch schon sein Rollkragenpullover, seine wechselnden Barttrachten und seine allerdings geschickt kaschierten Aufkläreräuglein verraten? Als den zeitgeistlich hergemachten treuen Diener der ewigen Wiederkehr zeitlosen Abgreifens." - über Hanns Dieter Hüsch in "Erledigte Fälle. Bilder deutscher Menschen", Zürich 1991, S. 54
  • "Wenig, fast nichts von dem, was von Allen-Fans und mithin insinuierten Intellektuellen und jedenfals vermeintlich intelligenten Cineasten in den deutschen »Stadtneurotiker«-Kinovorstellungen als vermeintlich intelligente und also ungescheutes Lachen gestattende Allen-Späße begackert wurde, steht in Allens Drehbuch. Sondern hektisch belacht und begickert wurden akkurat jene Späße und Zoten, welche in der Synchronisationsübersetzung erst einmal freihand und offenbar ohne jede Gegenkontrolle ins Buch geschwindelt worden waren; etwa jener altbacken sexuelle Allerweltswitz von der bedrohlichen Zeltstange unter der Bettdecke. Das Grauen trägt manche Gesichter." - Kulturgeschichte der Mißverständnisse. Reclam, Stuttgart 1997, ISBN 3-15-010427-0, S. 103
  • "Wie ständige Mitarbeiter seit der Gründung des Satire-Journals im Jahr 1979 zur Genüge wissen, rennt da Kritik, Polemik nach rechts fast immer offene Türen ein - solche nach links (oder was immer sich dafür hält) hat dagegen und trotz aller bisherigen didaktischen Übungen der Redaktion mit Blindheit, Unverstand, Vorwürfen bis hin zum Verrats-Verdikt zu rechnen." - über seine Erfahrungen beim Satire-Magazin »Titanic« und die Satire-Rezeption in Deutschland in »Erledigte Fälle«, Zürich 1991, S. 201

Zugeschrieben

  • "Ich wette mit unserem für diesen ganzen völkischen Zirkus verantwortlichen Bundeskanzler jeden Betrag, dass man in diesem Lande heute überhaupt nichts mehr anderes tun kann, als sich systematisch zum Tiroler zusammenzusaufen - es sei denn, man wollte zum Terroristen werden."