Seneca d.J. - Zitate

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Lucius Annaeus Seneca (um 4 v.Chr - 65 n.Chr.)

römischer Dichter und Philosoph
zur Unterscheidung von seinem Vater Seneca d.Ä. Seneca der Jüngere oder Seneca der Dichter genannt

Überprüft

  • "Beim lehren, lernen die Menschen." - Moralische Briefe an Lucilius, I, VII, 8
    • (Original lat.: "Homines dum docent discunt." meist zitiert als: "Docendo discimus.")
  • "Das eben geschieht den Menschen, die in einem Irrgarten hastig werden: Eben die Eile führt immer tiefer in die Irre." - Briefe über Ethik, V, XLIV
    • (Original lat.: "Quod evenit in labyrintho properantibus: ipsa illos velocitas implicat.")
  • "Das größte Gegenmittel gegen den Zorn ist der Aufschub." - Über den Zorn, II, XXIX, 1
    • (Original lat.: "Maximum remedium irae mora est.")
  • "Das höchste Gut ist die Harmonie der Seele mit sich selbst." - De Vita Beata, VIII, 6
    • (Original lat.: "Summum bonum esse animi concordiam.")
  • "Das meiste Unheil richtet Leichtgläubigkeit an." - Über den Zorn, II, XXIV, 1
    • (Original lat.: "Plurimum mali credulitas facit.")
  • "Dem Wagemutigen hilft das Glück, der Faule steht sich selbst im Weg." - Moralische Briefe an Lucilius, XCIV, XXVIII
  • (Original lat.: "Audentis fortuna iuvat, piger ipse sibi obstat.")
Siehe auch: "Audaces fortuna adiuvat"
  • "Den größten Reichtum hat, wer arm an Begierden ist." - Briefe, 29
  • "Der Lohn eines Amtes ist das Amt selbst." - Episteln, 81
  • "Der Tod löscht alle Schmerzen aus. Er ist ihr Ende, und über ihn geht unser Leiden nicht hinaus. Er führt uns wieder in den gleichen Ruhezustand zurück, in dem wir uns vor der Geburt befunden haben." Ad Marciam
  • "Die Philosophie ist ein guter Rat: Einen guten Rat gibt niemand mit lauter Stimme." - Moralische Briefe an Lucilius, IV, XXXVIII, 1
    • (Original lat.: "Philosophia bonum consilium est: consilium nemo clare dat.")
  • "Die Wahrheit steht allen offen. Sie ist noch von keinem in Beschlag genommen. Ein großer Teil von ihr bleibt auch noch künftigen Geschlechtern aufgespart." - Epistulae Morales, IV, XXXIII, 11
    • (Original lat.: "Patet omnibus veritas; nondum est occupata; multum ex illa etiam futuris relictum est.")
  • "Ein richtiger Steuermann fährt mit zerrissenem Segel, und wenn er die Takelage verloren hat, zwingt er dennoch den entmasteten Rumpf des Schiffes an den Kurs." - Briefe über Ethik, IV, XXX, 1
    • (Original lat.: "Magnus gubernator et scisso navigat velo et, si exarmavit, tamen reliquias navigii aptat ad cursum.")
  • "Eine Hand wäscht die andere." - Verkürbissung (Apocolocyntosis), 9
    • (Original lat.: "Manus manum lavat.")
  • "Ein Zwerg wird nicht größer, auch wenn er sich auf einen Berg stellt." - Moralische Briefe an Lucilius, IX, LXXVI, 31
    • (Original lat.: "Non est magnus pumilio licet in monte constiterit.")
  • "Es gibt wohl manches, das man annehmen muss, ohne zu Dank verpflichtet zu sein." - Von den Wohltaten, 1, 15
  • "Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen." - De Brevitate Vitae (Von der Kürze des Lebens) 1,3
    • (Original lat.: "Non exiguum temporis habemus, sed multum perdidimus.")
  • "Glücklich ist nicht derjenige, den die Leute so nennen, der über das große Geld verfügt, sondern der, dessen Hab und Gut geistiger Natur ist; er ist aufrecht, von erhabener Gesinnung, verachtet, was man allgemein bewundert, kennt keinen, mit dem er tauschen möchte, beurteilt einen Menschen nur nach seinem menschlichen Wert." - Epistulae ad Lucilium V, 45, 9
    • (Original lat.: "Beatum non eum esse quem vulgus appellat, ad quem pecunia magna confluxit, sed illum cui bonum omne in animo est, erectum et excelsum et mirabilia calcantem, qui neminem videt cum quo se commutatum velit, qui hominem ea sola parte aestimat qua homo est.")
  • "Glückliche Umstände machen die Herzen übermütig." - Agamemnon
  • "Ich bin ein Mensch und meine, dass mir nichts fremd ist, was Menschen betrifft." - Epistulae morales XV, 95, 53
    • (Original lat.: "Homo sum, humani nihil a me alienum puto.")
Nachzitierung von Terenz; dort: "Homo sum, humani nil a me alienum puto"; das Zitat geht angeblich zurück auf Menandros
  • "Ich weiß, daß niemand glücklich oder auch nur erträglich leben kann, ohne Studium der Weisheit." - Epistulae morales II, XVI, 1
    • (Original lat.: "scio, neminem posse beate vivere, ne tolerabiliter quidem, sine sapientiae studio.")
  • "Jede Dummheit leidet am Ekel vor sich selbst." - Epistulae morales ad Lucilium I, IX, 22
    • (Original lat.: "Omnis stultitia laborat fastidio sui.")
  • "Jeder ist in dem Grade elend, als er es zu sein glaubt." - Epistulae morales ad Lucilium IX, LXXVIII, 14
    • (Original lat.: "Tam miser est quisque quam credidit.")
  • "Kürze die lange Rede, damit sie nicht verdächtig wirke!" - Medea, 530 / Jason
    • (Original lat.: "Suspecta ne sint, longa colloquia amputa.")
  • "Leben willst du? Kannst du das denn?" - Epistulae morales ad Lucilium IX, 77, 18
    • (Original lat.: "Vivere vis: scis enim?")
  • "Man muss sich der Zeit anpassen." - Medea, 175 / Medeas Amme
    • (Original lat.: "Tempori aptari decet.")
  • "Manche Zeit wird uns entrissen, manche unvermerkt entzogen, manche fließt fort. Doch am schimpflichsten ist der Verlust, der aus Unachtsamkeit geschieht." - Epistulae morales ad Lucilium I, 1, 1
    • (Original lat.: "Quaedam tempora eripiuntur nobis, quaedam subducuntur, quaedam effluunt. Turpissima tamen est iactura quae per neglegentiam fit.")
  • "Mehr scheint mir eine Stimme abzulenken als ein Geräusch: Jene wirkt auf den Geist ein." - Briefe über Ethik, VI, LVI, 4
    • (Original lat.: "Magis mihi videtur vox avocare quam crepitus; illa enim animum adducit.")
  • "Nach mir wird das, was vor mir war." - Epistulae morales ad Lucilium VI, LIV, 4
    • (Original lat.: "Hoc erit post me quod ante me fuit.")
  • "Nicht arm ist der, der wenig hat, sondern der, der nach mehr verlangt." - Epistulae morales ad Lucilium I, III, 6
    • (Original lat.: "Non qui parum habet, sed qui plus cupit, pauper est.")
  • "Nicht der Hunger unseres Leibes kommt uns teuer zu stehen, sondern der Ehrgeiz." - Moralische Briefe, VI, LX, 3
    • (Original lat.: "Non fames nobis ventris nostri magno constat sed ambitio.")
  • "Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir." - Epistulae XVII, 106, 12
    • (Original lat.: "Non vitae, sed scholae discimus.")
Der Satz wird im Sprichwort umgekehrt zitiert. Seneca tadelt hier den Schulbetrieb.
  • "Nicht was, sondern wie du erträgst, ist von Belang." - Über die Vorsehung
  • "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer." - Epistulae morales ad Lucilium XVII/XVIII, CIV, 26
  • (Original lat.: "Non quia difficilia sunt non audemus, sed quia non audemus difficilia sunt.")
  • "Nie hat es einen grossen Geist ohne eine Beimischung von Wahnsinn gegeben." - De tranquillitate animi
    • (Original lat.: "Nullum magnum ingenium sine mixtura dementiae fuit.")
  • "Niemand irrt für sich allein. Er verbreitet seinen Unsinn auch in seiner Umgebung." - De Vita Beata, I, 4
    • (Original lat.: "Nemo sibi tantummodo errat, sed alieni erroris et causa et auctor est.")
  • "Nirgendwo ist der, der überall ist." - Epistulae morales I, II, 2
    • (Original lat.: "Nusquam est qui ubique est.")
  • "Nun aber bringt doch den allergrößten Verlust an Lebenszeit das Hinausschieben mit sich. Man lässt gerade den bestehenden Tag verstreichen und bestiehlt die Gegenwart, weil man sich auf das Späterkommende vertröstet. Das größte Hindernis des Lebens ist die Erwartung, die sich auf den nächsten Tag richtet. Du verlierst dadurch das Heute." - De Brevitate Vitae
  • "Prüfe, ob du lieber dich oder etwas von dem Deinigen aufgeben willst." - Epistulae morales ad Lucilium II, XIX, 4
    • (Original lat.: "Aestima utrum te relinquere an aliquid ex tuis malis.")
  • "Schimpflich ist es, nicht zu gehen, sondern sich treiben zu lassen und mitten im Wirbel der Dinge verblüfft zu fragen: Wie bin ich bloß hierher gekommen?" - Briefe über Ethik, IV, XXXVII, 5
    • (Original lat.: "Turpe est non ire sed ferri, et subito in medio turbine rerum stupentem quaerere, 'huc ego quemadmodum veni?'.")
  • "So kommt es, daß du weniger vom morgigen Tag abhängig bist, wenn du den heutigen in die Hand nimmst." - Epistulae morales ad Lucilium I, 1, 2
    • (Original lat.: "Sic fiet ut minus ex crastino pendeas, si hodierno manum inieceris.")
  • "Was die Wahrnehmung zeigt, das glaubt das Herz." - Epistulae morales ad Lucilium XIX, 117, 13
    • (Original lat.: "Hoc sensus ostendit, id credit animus.")
  • "Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig." - Epistulae morales ad Lucilium VIII, LXXI, 3
    • (Original lat.: "Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.")
  • "Wer an den Spiegel tritt, um sich zu ändern, der hat sich bereits geändert." - Über den Zorn, XXXVI, 1
    • (Original lat.: "Qui ad speculum venerat ut se mutaret, iam mutaverat.")
  • "Wer volle Einsicht besitzt, beherrscht sich selbst, wer sich selbst beherrscht, bleibt sich gleich, wer sich gleich bleibt, ist ungestört, wer ungestört ist, ist frei von Betrübnis, wer frei von Betrübnis ist, ist glücklich: also ist der Einsichtige glücklich und die Einsicht genügt zum glücklichen Leben." - Epistulae morales ad Lucilium XI-XIII, LXXXV, 2
    • (Original lat.: "Qui prudens est et temperans est; qui temperans est, et constans; qui constans est inperturbatus est; qui inperturbatus est sine tristitia est; qui sine tristitia est beatus est; ergo prudens beatus est, et prudentia ad beatam vitam satis est.")
  • "Wie töricht ist es, über sein Leben verfügen zu wollen; wir sind nicht einmal Herr über den morgigen Tag! Oh, wie unsinnig ist die Hoffnung jener, die langwierige Dinge unternehmen [...]! Alles glaube mir, ist auch dem Glücklichen ungewiß; niemand darf sich von der Zukunft das Geringste versprechen."
    • (Original lat.: "Quam stultum est aetatem disponere ne crastini quidem dominum! O quanta dementia est spes longas inchoantium [...]! Omnia, mihi crede, etiam felicibus dubia sunt; nihil sibi quisquamde futuro debet promittere.")

Zugeschrieben

  • "Allen Menschen ist der Glaube an Gott ins Herz gesät. Es lügen jene, die da sagen, dass sie nicht an die Existenz Gottes glauben; denn in der Nacht und wenn sie allein sind, zweifeln sie."
  • "Alles Leid des Menschen kommt vom Menschen."
  • "Daher sind wir Stoiker … nicht auf die Mauern einer einzigen Stadt beschränkt, sondern stehen im Austausch mit dem gesamten Erdkreis und erkennen in der ganzen Welt unser Vaterland."
  • "Das Vaterland ist dort, wo es gut ist." - Dem Seneca zugeschriebene Aussprüche (Proverbia Senecae), 43
    • (Original lat.: "Patria est ubicumque bene est.")
  • "Den Schlechten mißfallen heißt, gelobt zu werden." - Dem Seneca zugeschriebene Aussprüche (Proverbia Senecae), 40
    • (Original lat.: "Malis displicere est laudari.")
  • "Der gemeine Mann betrachtet die Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich."
  • "Die menschliche Gesellschaft gleicht einem Gewölbe, das zusammenstürzen müsste, wenn sich nicht die einzelnen Steine gegenseitig stützen würden."
  • "Die Natur ist (bereits) mit wenigem zufrieden."
  • "Die natürlichen Bedürfnisse haben ihre Grenzen, die aus einem Wahn entstandenen finden kein Ende."
  • "Es ist nicht der Eid, der den Mann glaubhaft macht, sondern der Mann, der den Eid glaubhaft macht."
  • "Es ist unser Irrtum, dass wir den Tod in der Zukunft erwarten. Er ist zum großen Teil schon vorüber. Was von unserem Leben hinter uns liegt, hat der Tod."
  • "Fange jetzt an zu leben, und zähle jeden Tag als ein Leben für sich."
  • "Gewährt uns die Gottheit noch den morgigen Tag, wollen wir ihn in Freuden annehmen. Alles Künftige ist ungewiss. Lebe jetzt gleich."
  • "Glück ist die Fähigkeit zum Verzicht."
  • "Ich preise das Leben, nicht wie ich es führe, sondern wie ich weiß, dass es geführt werden muss."
  • "Lang ist der Weg durch Lehren, kurz und wirksam durch Beispiele."
  • "Nicht das Urteil, die Tat macht einen schändlichen Menschen." - Dem Seneca zugeschriebene Aussprüche (Proverbia Senecae), 123
    • (Original lat.: "Non damnatio, sed causa hominem turpem facit.")
  • "Nichts bringt uns in größere Übel als wenn wir uns nach dem Gerede der Leute richten die für das beste halten was »allgemein angenommen« ist, nicht nach Vernunftgründen, sondern nach Beispielen leben."
  • "So ist der Zorn vor allem eine Untugend von Frauen und Kindern. … Ja, auch Männer haben kindische und weibische Charakterzüge."
  • "Weise Lebensführung gelingt keinem Menschen durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll."
  • "Wenn du glücklich werden willst, dann mehre nicht deinen Besitz, sondern mindere deine Wünsche."
  • "Wem viel erlaubt ist, soll sich am wenigsten erlauben."
  • "Wer aufgrund seines Reichtums und seiner Ehrenstellung einen höheren Rang einnimmt, ist nicht groß. Warum erscheint er aber als groß? Weil man ihn mit dem Sockel misst."
  • "Wer will, der kann, wer nicht will, muss."
  • "Es ist eine gute Sache zu wissen, wann man sprechen und wann schweigen soll." - Dem Seneca zugeschriebene Aussprüche (Proverbia Senecae), 74
    • (Original lat.: "Magna res est vocis et silentii temperamentum.")