Isolationshaft - Zitate

From Famous Quotes

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  • "Das Gefühl, es explodiert einem der Kopf … Satzbau, Grammatik, Syntax - nicht mehr zu kontrollieren. Beim Schreiben: zwei Zeilen - man kann am Ende der zweiten Zeile den Anfang der ersten nicht behalten. … Klares Bewusstsein, dass man keine Überlebenschance hat; völliges Scheitern, das zu vermitteln; Besuche hinterlassen nichts. Eine halbe Stunde danach kann man nur noch mechanisch rekonstruieren, ob der Besuch heute oder vorige Woche war - Einmal in der Woche baden dagegen bedeutet: einen Moment auftauen, erholen." - Ulrike Meinhof, Brief aus dem »Toten Trakt«, geschrieben in der Zeit vom 16. Juni 1972 bis 9. Februar 1973, GNN, 1987: 41
  • "Der »Tote Trakt« bildet das Kernstück einer wissenschaftlich ausgeklügelten Folter, die in ihrer Anwendung und ihrer unmittelbaren Wirkung unsichtbar bleibt. Weiße Folter arbeitet nicht mir physischer Gewalt, nicht mit Schlägen oder Elektroschocks, sondern mit absoluter menschlicher Isolation, mit dem Entzug jeder lebendigen Kommunikation. Trotz Radio, Büchern und vielleicht sogar Fernseher stirbt dabei ein Mensch in seiner seelischen Substanz, während die äußere Hülle unversehrt bleibt." - Margrit Schiller, 2001
  • "Die langdauernde Einzelhaft ist ebenso eine barbarische Quälerei des Menschen, wie sie ein untaugliches Mittel gegen das Verbrechen ist." - eine Gefängniskritiker von 1905, DER SPIEGEL, Nr. 47, 1974: 41
  • "Es fiel mir ungeheuer schwer, nicht mehr zu essen. In der Isolation war das Essen eines der wenigen Dinge, die mir noch Leben gaben. Das Essen konnte ich anfassen, es war etwas Sinnliches, und es bewirkte, dass ich mich spürte." - Margrit Schiller, 2001
  • "Ich war allein, um mich herum nur eine große Leere. Allein in einem völlig abgesonderten Gebäude. Vom übrigen Gefängnis, in dem die anderen Gefangenen lebten, sah und hörte ich nichts. Es gab nur eine endlose Stille. Kein Laut, keine Antwort, kein Lachen, kein Weinen. Nur ich. In dieser Leere wird alles konturlos." - Margrit Schiller, 2001
  • "Nicht ein Geräusch dringt durch die Wände, nur meinen Atem kann ich hören." - Reinhard Mey, In Tyrannis - Von Wand zu Wand sind es vier Schritte

Siehe auch: Gefängnis, Strafe, Folter