Herbert Marcuse - Zitate

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Inhaltsverzeichnis

Herbert Marcuse (1898-1979)

deutsch-amerikanischer Soziologe und Philosoph

Überprüft

Der eindimensionale Mensch

  • "Aber der Kampf um die Lösung ist über die traditionellen Formen hinausgewachsen. Die totalitären Tendenzen der eindimensionalen Gesellschaft machen die traditionellen Mittel und Wege des Protests unwirksam - vielleicht sogar gefährlich, weil sie an der Illusion der Volkssouveränität festhalten." - Der eindimensionale Mensch
  • "Als ein Universum von Mitteln kann die Technik ebenso die Schwäche wie die Macht des Menschen vermehren. Auf der gegenwärtigen Stufe ist er vielleicht ohnmächtiger als je zuvor gegenüber seinem eigenen Apparat." - Der eindimensionale Mensch
  • "Auf der fortgeschrittenen Stufe fungiert Herrschaft als Verwaltung, und in den überentwickelten Bereichen des Massenkonsums wird das verwaltete Leben das gute Leben des Ganzen, zu dessen Verteidigung die Gegensätze vereinigt werden. Das ist die reine Fom der Herrschaft." - Der eindimensionale Mensch
  • "Dieser größere Zusammenhang von Erfahrung, diese wirkliche, empirische Welt ist heute noch die der Gaskammern und Konzentrationslager, von Hiroschima und Nagasaki, von amerikanischen Cadillacs und deutschen Mercedeswagen, die des Pentagon und des Kreml, nuklearer Städte und chinesischer Kommunen, von Kuba, von Gehirnwäsche und Massakern. Aber die wirkliche, empirische Welt ist zugleich die, in der diese Dinge als selbstverständlich hingenommen, vergessen oder verdrängt werden." - Der eindimensionale Mensch
  • "Bei den anderen, weniger benachteiligten Menschen nimmt sich die Gesellschaft des Bedürfnisses nach Befreiung an, indem sie die Bedürfnisse befriedigt, die die Sklaverei schmackhaft und vielleicht sogar unbemerkbar machen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Denn gerade das Abspalten eines Sonderbereichs, in dem Denken und Sprache legitimerweise unexakt, vage und sogar widerspruchsvoll sein dürfen, ist die wirksamste Art, das normale Universum der Sprache davor zu bewahren, von unpassenden Ideen ernsthaft gestört zu werden. […] Diese neue Form der ehre von der »doppelten Wahrheit« sanktioniert ein falsches Bewußtsein, indem sie die Relevanz der transzendenten Sprache für das Universum der Alltagssprache leugnet, indem sie völlige Nichteinmischung verkündet, während doch der Wahrheitswert jener gerade in ihrer Relevanz für dieses und darin besteht, sich in sie einzumischen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Der heutige Kampf […] findet […] seine Ideologie in der strengen Orientierung von Denken und Verhalten am gegebenen Universum von Tatsachen. Bestärkt durch die Leistungen von Wissenschaft und Technik, gerechtfertigt durch seine anwachsende Produktivität, spottet der Status quo aller Transzendenz." - Der eindimensionale Mensch
  • "Der Tauschwert zählt, nicht der Wahrheitswert. In ihm fasst sich die Rationalität des Status quo zusammen, und alle andersartige Rationalität wird ihr unterworfen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die befreiende Kraft der Technologie - die Instrumentalisierung der Dinge - verkehrt sich in eine Fessel der Befreiung, sie wird zur Instrumentalisierung des Menschen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die Erzeugung repressiver Bedürfnisse ist seit langem zum Bestandteil gesellschaftlich notwendiger Arbeit geworden - notwendig in dem Sinne, dass ohne sie die bestehende Produktionsweise nicht aufrechterhalten werden könnte." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die freie Wahl der Herren schafft die Herren oder die Sklaven nicht ab." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die Macht und Leistungsfähigkeit dieses Systems, die gründliche Angleichung des Geistes an die Tatsache, des Denkens an das geforderte Verhalten, der Wünsche an die Realität wirken dem Entstehen eines neuen Subjekts entgegen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die massive Vergesellschaftung beginnt zu Hause und hemmt die Entwicklung des Bewusstseins und Gewissens." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die »Natur der Dinge«, einschließlich der Natur der Gesellschaft, wurde so definiert, dass sie Verdrängung und selbst Unterdrückung als völlig rational rechtfertigte. Wahre Erkenntnis und Vernunft verlangen Herrschaft über die Sinne - wenn nicht Befreiung von ihnen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die offenkundigen Bequemlichkeiten, wie sie von dieser Art Produktivität hervorgebracht werden, ja die Unterstützung, die sie einem System profitabler Herrschaft zuteil werden lässt, erleichtern ihren Import in weniger fortgeschrittene Gebiete der Welt, wo die Einführung eines solchen Systems immer noch einen kolossalen Fortschritt in technischer und menschlicher Hinsicht bedeutet. [...] Der in den meisten fortgeschrittenen industriellen Gebieten erreichte Lebensstandard ist kein geeignetes Entwicklungsmodell, wenn Befriedung das Ziel ist." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die Quantifizierung der Natur, die zu ihrer Erklärung in mathematischen Strukturen führte, löste die Wirklichkeit von allen immanenten Zwecken ab und trennte folglich das Wahre vom Guten, die Wissenschaft von der Ethik." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die Sklaven der entwickelten industriellen Zivilisationen sind sublimierte Sklaven, aber sie sind Sklaven." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die vieldimensionale Sprache wird in eine eindimensionale Sprache verwandelt, in der verschiedene und einander widerstreitende Bedeutungen sich nicht mehr durchdringen, sondern auseinandergehalten werden." - Der eindimensionale Mensch
  • "Die Welt tendiert dazu, zum Stoff totaler Verwaltung zu werden, die sogar die Verwalter verschlingt." - Der eindimensionale Mensch
  • "Diese Sprache, die für die Analyse meist das Material bereitstellt, ist eine gereinigte Sprache, gereinigt nicht nur von ihrem »unorthodoxen« Vokabular, sondern auch von dem Vermögen, irgendwelche anderen Inhalte auszudrücken als die, mit denen heute die Individuen von ihrer Gesellschaft versorgt werden." - Der eindimensionale Mensch
  • "Demgemäß ist der Positivismus ein Kampf gegen alle Metaphysiken, Transzendentalismen und Idealismen als obskurantistischen und regressiven Denkweisen. In dem Maße, wie die gegebene Wirklichkeit wissenschaftlich begriffen und transformiert wird, in dem Maße, wie die Gesellschaft industriell und technologisch wird, findet der Positivismus in der Gesellschaft das Medium zur Verwirklichung (und Bestätigung) seiner Begriffe - Harmonie zwischen Theorie und Praxis, Wahrheit und Tatsachen. Philosophisches Denken geht in affirmatives Denken über: die philosophische Kritik kritisiert innerhalb der Gesellschaft und brandmarkt nicht-positive Begriffe als bloße Spekulation, Träume oder Phantasien." - Der eindimensionale Mensch
  • "Es kam zu dem Schein, dass die Mathematisierung der Natur eine »eigenständige absolute Wahrheit« schaffe […], während sie in Wirklichkeit eine spezifische Methode und Technik für die Lebenswelt blieb." - Der eindimensionale Mensch
  • "Ganz gleich, wie offenkundig der irrationale Charakter des Ganzen sich manifestieren kann und mit ihm die Notwendigkeit der Veränderung - die Einsicht in die Notwendigkeit hat niemals genügt, die möglichen Alternativen zu ergreifen. Konfrontiert mit der allgegenwärtigen Leistungsfähigkeit des gegebenen Lebenszusammenhangs, sind dessen Alternativen stets utopisch erschienen." - Der eindimensionale Mensch
  • "In diesem Universum liefert die Technologie auch die große Rationalisierung der Unfreiheit des Menschen und beweist die »technische« Unmöglichkeit, autonom zu sein, sein Leben selbst zu bestimmen. Denn diese Unfreiheit erscheint weder als irrational noch als politisch, sondern vielmehr als Unterwerfung unter den technischen Apparat, der die Bequemlichkeiten des Lebens erweitert und die Arbeitsproduktivität erhöht." - Der eindimensionalle Mensch
  • "Ist nicht angesichts der Leistungsfähigkeit der fortgeschrittenen industriellen Zivilisation alles Spiel der Phantasie ein Spiel mit technischen Möglichkeiten, die geprüft werden können, wie weit sie zu verwirklichen sind? Die romantische Idee der »Wissenschaft der Einbildungskraft« scheint einen stets empirischer werdenden Aspekt anzunehmen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Komfort, Geschäft und berufliche Sicherheit können in einer Gesellschaft, die sich auf und gegen nukleare Zerstörung vorbereitet, als allgemeines Beispiel versklavender Zufriedenheit dienen." - Der eindimensionale Mensch
  • "So ist zum Beispiel das wissenschaftliche Herangehen an das quälende Problem wechselseitiger Vernichtung - die Mathematik und die Kalkulationen des Tötens und mehrfachen Tötens (over-kill), das Messen von sich ausbreitender oder nicht ganz so ausbreitender Verseuchung, die Experimente, wie lange abnorme Situationen ertragen werden - in dem Maße mystifizierend, wie es ein Verhalten fördert (oder gar verlangt), das den Wahnsinn akzeptiert. Es wirkt so einem wahrhaft rationalen Verhalten entgegen - nämlich der Weigerung mitzumachen und dem Bemühen, die den Wahnsinn hervorbringenden Bedingungen zu beseitigen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Wenn die bestehende Gesellschaft jede normale Kommunikation verwaltet und im Einklang mit den gesellschaftlichen Erfordernissen bekräftigt oder schwächt, dann haben vielleicht die Werte, die diesen Erfordernissen fremd sind, kein anderes Medium, in dem sie kommunizieren können, als das abnorme der Dichtung." - Der eindimensionale Mensch
  • "Wenn die gegebene Gesellschaftsform das oberste Bezugssystem für Theorie und Praxis ist und bleibt, dann ist an dieser Art Soziologie und Psychologie nichts falsch. […] Aber die Rationalität dieser Art von Sozialwissenschaft erscheint dabei in einem anderen Licht, wenn die gegebene Gesellschaft, die dabei das Bezugssystem bildet, zum Gegenstand einer kritischen Theorie wird, die gerade auf die Struktur dieser Gesellschaft abzielt, die in allen besonderen Tatsachen und Bedingungen präsent ist und deren Ort und Funktion bestimmt. Dann wird ihr ideologischer und politischer Charakter offenkundig, und die Ausarbeitung angemessener Begriffe der Erkenntnis macht es erforderlich, über die trügerische Konkretheit des positivistischen Empirismus hinauszugehen." - Der eindimensionale Mensch
  • "Werte, die aus der objektiven Realität herausgelöst sind, werden subjektiv." - Der eindimensionale Mensch
  • "Wir leben und sterben rational und produktiv. Wir wissen, dass Zerstörung der Preis des Fortschritts ist wie der Tod der Preis des Lebens, dass Versagung und Mühe die Vorbedingungen für Genuss und Freude sind, dass die Geschäfte weiter gehen müssen und die Alternativen utopisch sind. Diese Ideologie gehört zum bestehenden Gesellschaftsapparat; sie ist für sein beständiges Funktionieren erforderlich und ein Teil seiner Rationalität." - Der eindimensionale Mensch, D-Springe, Klampen-Verlag 2004, S. 160
  • "Worum es geht, ist die Ausbreitung einer neuen Ideologie, die sich vornimmt zu beschreiben, was geschieht (und gemeint ist), indem sie diejenigen Begriffe eliminiert, die fähig sind zu verstehen, was geschieht (und gemeint ist)." - Der eindimensionale Mensch

Repressive Toleranz

  • "Aber ich glaube, dass es für unterdrückte und überwältigte Minderheiten ein »Naturrecht« auf Widerstand gibt, aussergesetzliche Mittel anzuwenden, sobald die gesetzlichen sich als unzulänglich herausgestellt haben. Gesetz und Ordnung sind überall und immer Gesetz und Ordnung derjenigen, welche die etablierte Hierarchie schützen." - Repressive Toleranz, D-Springe, Klampen-Verlag 2004, S. 161
  • "Freiheit ist Befreiung." - Repressive Toleranz, D-Springe, Klampen-Verlag 2004, S. 140

Andere Werke

  • "Die Organisation dieser Welt durch den kapitalistischen Arbeitsprozess hat aus der Entfaltung des Individuums die ökonomische Konkurrenz gemacht und die Befriedigung seiner Bedürfnisse dem Warenmarkt anheimgestellt." - Über den affirmativen Charakter der Kultur, D-Springe, Klampen-Verlag 2004, S. 204
  • "Permanenter ästhetischer Umsturz - das ist die Aufgabe der Kunst." - Konterrevolution und Revolte

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