Friedrich Schrader - Zitate
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Friedrich Schrader (1865-1922)
deutscher Philologe, Schriftsteller und Kunsthistoriker
Überprüft
- "Das Unerhörte, was im Orient geschehen war, die fast völlige Vernichtung der armenischen Bevölkerung Kleinasiens." - Flüchtlingsreise, 1919
- "Die neue türkische Frau, die in der Volksschule und auf den höheren Schulen gebildet sein wird, unterscheidet sich wesentlich von ihren Vorfahrinnen, den bleichen Blumen des Harems, den »Enttäuschten«. Sie wird mit der ihr eigenen hochentwickelten Intelligenz nicht hinter ihren europäischen Schwestern zurückstehen und sich der Teilnahme am politischen Leben würdig zeigen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die bewährte Führerin der türkischen Frauenwelt, die Meisterin des poetischen Wortes Halide Edip Hanum, auch bei diesen neuen Reformen eine Rolle spielen wird. Daran, dass diese Neuerungen, so kühn sie auch erscheinen mögen, angesichts des dumpfen Widerstandes, der von den Volksschichten und den Frauen des Volkes selbst ausgeht, auch wirklich ausgeführt werden, hat man nicht zu zweifeln. Aber man darf nicht glauben, dass die Masse schon von ihrer Notwendigkeit überzeugt ist und ihnen zujubelt." - Das Jungtürkische Lausanner Programm, Die Neue Zeit, 1920, Jahrgang 38, Band 2, pp. 6-11, 31-35
- "Man kann sich trotz der Schiffsgeschütze, über die England verfügt, der Furcht nicht erwehren, dass sich die nationalistische Bewegung in Ägypten eines Tages wieder gegen England wie überhaupt gegen jede fremde Ausbeutung richten könnte. Zwar würde England dieser Bewegung Herr werden, aber mit welchen Opfern und mit welchen Verlusten an moralischem Prestige würde dies geschehen! Es ist das schlechte Gewissen des Imperialismus, der sich moralisch durch die Behauptung einer angeblichen Kulturmission zu rechtfertigen sucht, das ihn jetzt gegenüber den von den Ägyptern geforderten Zugeständnissen zögern lässt. [...] Die Geister, die die britische Regierung im Einvernehmen mit Frankreich heraufbeschworen hat, wird sie so bald nicht loswerden. Überall in den arabischen Besitzungen der Türkei ist jetzt eine ungeheure Erregung der arabischen Bevölkerung bemerkbar, die zwar an der türkischen Herrschaft viel auszusetzen hatte, aber jetzt bemerkt, dass sie nach ihrer »Befreiung« aus dem Regen in die Traufe gekommen ist und eine Faust in ihrem Nacken fühlt, die sie so bald nicht abschütteln kann." - Die ägyptische Frage, Die Neue Zeit, 1920
- "Was das türkische Volk braucht, und was seine wirklichen Freunde ihm wünschen, ist Bewegungsfreiheit für seine geistige, politische und materielle Entwicklung, die jetzt total unterbunden ist. Es ist dann alle Aussicht vorhanden, (...) dass es zu seiner Zeit ein brauchbares Mitglied der europäischen Völkerfamilie werden wird." - Das geistige Leben in der Türkei und das jetzige Regime, Die Neue Zeit, 1900
- "Wir dürfen auch im Ausland nicht, wie wir bisher getan haben, stets zu der Partei halten, die es auf Vergewaltigung wichtiger Kulturelemente zugunsten der eigenen nationalen Vorherrschaft abgesehen hat. Das wird sich stets rächen, wie es sich in der Türkei gerächt hat. Wir hätten nicht türkischer sein dürfen als der Türke." - Flüchtlingsreise, 1919
Zugeschrieben
Zitate mit Bezug auf Friedrich Schrader
- "Er war seit seiner Jugend im Lande und kannte es besser, viel besser als irgendein Türke - so gut, wie nur ein Deutscher mit philologischen Neigungen und deutscher Hingabe an fremde Zustände ein Land kennen kann. Er war ein vollständiger Gelehrter, der alle Sprachen und alle Literaturen dieses Reiches beherrschte, ein Kenner der Geschichte und der Kultur der vergangenen Jahrhunderte. Statt Journalist in Konstantinopel müsste er Professor an einer Universität sein." - Otto Flake, 1914, Aus Konstantinopel: Neue Rundschau, 15. Jg., Bd. 2, S. 1666 - 1687 (Zitat auf S. 1678-79)
- "Schrader sprach und schrieb neben einem Dutzend lebender europäischer Sprachen ein weiteres Dutzend des Balkans und des vorderen Orients, darunter solche wie Albanisch, Armenisch u.a., die nur von wenigen Europäern studiert worden sind. Türkisch, Griechisch und Arabisch beherrschte er auch in der gehobenen Sprache in Wort und Schrift und pflog daher vertraute Beziehungen zu zahlreichen bedeutenden Politikern und Literaten im einstigen türkischen Reiche. Aus dieser intimen Bekanntschaft erwuchs eine seltene Kenntnis der Literatur der Neuzeit, wie des späten Mittelalters dieser Länder." - Nachruf, Deutsche Allgemeine Zeitung, 30. August 1922